FWS unterstützt Forderungen des Bundesverbands Caritas Behindertenhilfe & Psychiatrie e.V.

Streich: „Wir dürfen nicht auf unseren Mehrkosten sitzen bleiben“

Schönbrunn, 24. November 2020 – „Unsere Teststrategie geht auf – aufgrund von Reihentestungen und mithilfe entsprechender Schutzausrüstung können wir trotz hoher Inzidenzzahlen im Landkreis Dachau das Infektionsgeschehen im Franziskuswerk Schönbrunn auf äußerst niedrigem Niveau halten. Wir tun dies zum Schutz der Menschen mit Behinderung und der Mitarbeitenden. Allerdings gibt es die Teststrategie nicht zum Nulltarif und die Finanzierung der Mehrkosten ist nicht geklärt. Jedenfalls dürfen wir nicht auf unseren Mehrkosten sitzen bleiben. Deshalb schließen wir uns vollumfänglich den Forderungen unseres Dachverbandes, des Caritas Behindertenhilfe & Psychiatrie e.V., an“, unterstreicht Geschäftsführerin Michaela Streich die Position des Franziskuswerks Schönbrunn (FWS).

Der Caritas Behindertenhilfe & Psychiatrie e.V. (CBP) hat anlässlich der Mitgliederversammlung des Bundesverbandes sechs Forderungen an die Politik erhoben:

  • Bundeseinheitliche Regelung zur Finanzierung pandemiebedingter Mehrkosten
  • Gesundheitsversorgung von Menschen mit Behinderungen während der Corona-Pandemie garantieren
  • Angebote der Eingliederungshilfe auch für die Zukunft sicherstellen
  • Recht auf Bildung von Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen und mit psychischen Erkrankungen während der Corona-Pandemie sichern
  • Digitale Teilhabe für Menschen mit Behinderungen und mit psychischen Erkrankungen gewährleisten
  • Mehr wert als ein Danke – Bessere Arbeitsbedingungen in der Eingliederungshilfe

Für Einrichtungen und Dienste der Eingliederungshilfe gibt es, anders als bei Einrichtungen der Pflege und bei Krankenhäusern keine bundesweite gesetzliche Regelung, die die personellen und sächlichen Mehraufwendungen während der Corona-Pandemie regelt. Die Einrichtungen sind in Vorleistung gegangen und tragen bis jetzt das finanzielle Risiko.

Menschen mit Behinderung können oftmals präventive Corona-Schutzmaßnahmen wie das Abstandhalten oder das Tragen einer Mund-Nase-Bedeckung nicht einhalten. Umso wichtiger ist eine Regelung zur Refinanzierung der Personal- und Sachkosten bei der Anwendung der PoC-Schnelltests. Für den Fall knapper Behandlungsressourcen während der Pandemie muss es klare gesetzliche Regelungen geben, in welcher Reihenfolge eine ärztliche Versorgung stattfindet. Die Anwendung von Triage-Maßnahmen muss verhindert werden.

Der CBP fordert einen Schutzschirm für Einrichtungen und Dienste der Eingliederungshilfe, der ihnen ähnlich dem Krankenhausentlastungsgesetz einen umfänglichen Deckungsschutz gewährleistet. Ferner fordert der CBP, dass Kinder und Jugendliche die erforderlichen Unterstützungsleistungen und behindertenspezifische Ausstattung bei Homeschooling erhalten und so ihr Recht auf Bildung vollumfänglich wahrnehmen können. Leistungen zur digitalen Teilhabe sollten mit Pauschalen bei der Grundsicherung berücksichtigt werden. Last but not least unterstützt der CBP die Initiative „Mehr wert als ein Danke“ und fordert, das Mitarbeitende der Eingliederungshilfe bessere Arbeitsbedingungen, höhere tarifliche Vergütungen und mehr Wertschätzung erhalten.

„Wir hoffen, dass die Politik die Forderungen des CBP umsetzt und Menschen mit Behinderung sowie Einrichtungen für Menschen mit Behinderung in den Fokus des Gesetzgebers rücken. Das gäbe uns als Einrichtung und den Menschen mit Behinderung mehr Sicherheit im Umgang mit der Corona-Pandemie“, fasst Michaela Streich die Erfahrungen der letzten Monate zusammen.

Das Franziskuswerk Schönbrunn ist eine Einrichtung der Eingliederungshilfe. Rund 850 Menschen mit einer geistigen und/oder Mehrfachbehinderung nehmen Dienstleistungen des FWS in Anspruch.