Viktoria-von-Butler-Stiftung gedenkt Opfer des Nationalsozialismus

Gottesdienst mit anschließender corona-konformer Kranzniederlegung

Das Schönbrunner Mahnmal mit den niedergelegten Kränzen der VBS und der Gemeinde Röhrmoos.

Schönbrunn, 27. Januar 2021 – Mit einer corona-konformen Gedenkfeier mit Wort-Gottesdienst und anschließender Kranzniederlegung im kleinsten Kreis hat die Viktoria-von-Butler-Stiftung (VBS) am heutigen Gedenktag an die Schönbrunner Opfer des Nationalsozialismus gedacht.

Stiftungsvorstand Markus Holl griff in seiner Rede im Anschluss an den Gottesdienst die Querdenken-Bewegung an, die die jetzigen Corona-Maßnahmen der Politik mit der NS-Politik vergleicht: „Menschen bezeichnen sich selbst als Widerstandskämpfer dieser vermeintlichen Corona-Diktatur und vergleichen sich mit Anne Frank oder Sophie Scholl. Das ist nicht nur selbstverliebt und egozentrisch-dumm, sondern auch zynisch und geschichtsvergessen. Das verachtet alle Menschen, die der Herrschaft der Nationalsozialisten zum Opfer fielen – Menschen, die anderer Meinung waren; Menschen, die einer anderen Religion zugehörten; Menschen, die aufgrund ihrer Behinderung nicht der Norm entsprachen.“ Für Holl ist deshalb eine Erinnerungskultur wichtig, „zur Mahnung, damit nicht die Achtung der Anderen schleichend zur Ver-Achtung mutiert oder individuelle Fürsorge einem reibungslosen System zum Opfer fällt“. Er mahnte aufgrund der Geschichte zur Verhältnismäßigkeit: „Trotz aller derzeitigen staatlichen – ich meine: notwendigen – Eingriffe sollten wir uns in Anbetracht unserer Geschichte davor hüten, von einer Diktatur zu sprechen. Und wenn Menschen diese ‚Diktatur‘ noch auf Maskenpflicht, geschlossene Restaurants oder eingeengte Reisefreiheit beziehen, ist das nicht nur im wörtlichsten Sinn ein Luxus-Problem, sondern verharmlosend, absurd und zutiefst menschenverachtend.“ Holl schloss seine Rede mit einem Gedicht der Poetin Amanda Gorman ab, welches sie bei der Amtseinführung des amerikanischen Präsidenten Joe Biden vortrug. Trotz Bezug zur jüngeren amerikanischen Geschichte erschienen ihm einige Verse zeitlos und gäben im Kontext des heutigen Gedenkens eine neue Perspektive.

Im Anschluss an den Gottesdienst legte neben dem Stiftungsvorstand auch Bürgermeister Dieter Kugler für die Gemeinde Röhrmoos einen Kranz am Schönbrunner Mahnmal nieder. Mit Monika Pscheidl für die Seelsorge, Sr. M. Barbara März für die Franziskanerinnen von Schönbrunn und Florian Fischer für die Mitarbeitenden der Stiftung und des Franziskuswerks Schönbrunn war der Kreis der weiteren Teilnehmer an der Kranzniederlegung corona-bedingt sehr eingeschränkt.

Jedes Jahr am 27. Januar gedenkt die Viktoria-von-Butler-Stiftung der Opfer des Nationalsozialismus. In der Zeit von 1940 bis 1943 wurden 546 Männer, Frauen, Kinder und Jugendliche, die damals in Schönbrunn wohnten, im Rahmen des sog. T4-Programms von den Nationalsozialisten umgebracht. Im Jahr 2012 wurde ein Mahnmal in Schönbrunn eingeweiht als ein Schritt zur Versöhnung und Aufarbeitung der Vergangenheit.