„Die nationalsozialistischen Krankenmorde und die Assoziationsanstalt Schönbrunn“

Wiederholung der Lesung der Münchner Kammerspiele in Kooperation mit dem Franziskuswerk Schönbrunn vom Januar 2022

Schönbrunn, 11. Oktober 2022 – Nachdem die Lesung der Münchner Kammerspiele (MK) in Kooperation mit dem Franziskuswerk Schönbrunn im Januar Corona-bedingt nur vor einem reduzierten Publikum stattfinden konnte, wird sie am 02. November um 19.00 Uhr mit einem großen Platzangebot im Dachauer Ludwig-Thoma-Haus wiederholt. Der Eintritt ist frei, freie Platzwahl, eine vorherige Anmeldung ist nur für Gruppen erforderlich.

Im Rahmen des Festivals „Erinnerung als Arbeit an der Gegenwart” blicken die Münchner Kammerspiele gemeinsam mit dem Franziskuswerk Schönbrunn auf die gewaltvolle Vergangenheit der nationalsozialistischen Krankenmorde. An diesem Abend rekonstruieren sie aus historischen Akten, Täterdokumente, aber vor allem auch aus Briefen und Zeugnissen von Angehörigen und Opfern ein umfängliches Bild der systematischen, staatlichen Gewalt, der menschenverachtenden Grundannahmen und individueller Schicksale – mit besonderem Blick auf die Ereignisse in der Assoziationsanstalt Schönbrunn. Es lesen Frangiskos Kakoulakis, Anna Gesa-Raija Lappe, Stefan Merki, Szenische Einrichtung Felicitas Friedrich, Text Martín Valdés-Stauber.

Prof. Michael von Cranach eröffnet die Veranstaltung mit einem Impuls zur wechselvollen Erinnerungsgeschichte an die nationalsozialistischen Krankenmorde. Von Cranach betreibt seit 2006 eine Praxis in München, zudem ist er als Professor an der Hochschule München in der Fakultät für angewandte Sozialwissenschaften tätig und engagiert sich für die Aufarbeitung der NS-Euthanasie im Münchner NS Dokumentationszentrum. Er hat Wesentliches zur Aufarbeitung der Psychiatrie in der Zeit des Nationalsozialismus geleistet.

Etwa 300.000 psychisch kranke Menschen und Menschen mit Behinderungen wurden zwischen 1939 und 1945 in Deutschland und Osteuropa ermordet. Initiiert von Adolf Hitlers „Euthanasie“-Erlass vom 01. September 1939 und zentral von Berlin aus gesteuert, wurden die als „lebensunwert“ eingestuften Menschen, Erwachsene und Kinder, mit Gas, überdosierten Medikamenten, durch gezieltes verhungern lassen oder aktive Vernachlässigung umgebracht. 

Nach einer kurzen Zeit der Auseinandersetzung durch die Alliierten zur Vorbereitung der Nürnberger Ärzteprozesse gerieten diese Verbrechen in Vergessenheit, sie wurden verdrängt und geleugnet. Erst Jahrzehnte später begann zaghaft die systematische Erforschung der Gewaltverbrechen. Allmählich werden die Opfer in das familiäre und kollektive Gedächtnis zurückgeholt.

Das Projekt wird von der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ) und dem Bundesministerium der Finanzen (BMF) gefördert.

Die Veranstaltung findet unter der Schirmherrschaft des Bezirkstagspräsident Josef Mederer sowie des Landrats von Dachau Stefan Löwl statt.