News 23. Januar 2023 Franziskuswerk Schönbrunn gedenkt Opfer des Nationalsozialismus Gedenkfeier mit Ansprache des Geschäftsführers Markus Holl Schönbrunn 20. Januar 2023 – Anlässlich der ersten Deportation der nationalsozialistischen Gasmordaktion T4 am 18. Januar 1940 hat das Franziskuswerk Schönbrunn der Schönbrunner Opfer des Nationalsozialismus gedacht. Mit dieser erstmaligen Gedenkfeier am 18. Januar folgte das Franziskuswerk Schönbrunn einer Initiative des Bezirks Oberbayern, besonders an die Opfer der sogenannten „Aktion T4“ und damit auch an den Beginn der systematischen Massen-Vernichtung von Menschen zu erinnern. In seiner Ansprache machte Markus Holl, Geschäftsführer des Franziskuswerks Schönbrunn, deutlich, dass es um mehr als eine Erinnerung geht: „Erst wenn wir Erinnerung mit dem Herz verbinden wird es uns möglich sein, die richtigen Schlüsse für die Zukunft und daraus Haltung und Handeln zu entwickeln.“ Holl zitierte aus einem Artikel von Nils Minkmar, Journalist der Süddeutschen Zeitung“ zur Reichsprogromnacht in dem beschrieben wird, wie die Rechtsextremen und Antisemiten ihre Taten ankündigten und den Boden dafür vorbereiteten, damit sich alle Deutschen ganz allmählich in eine perverse Normalität einfügen konnten, die in organisiertem Mord an Menschen mündete. Man gewöhnte sich an Hass und Gewalt. Daher appellierte Holl an die Anwesenden: „Natürlich erinnert uns ein Tag wie heute an das grausame Schicksal von 546 Menschen aus unserem Dorf. Doch gerade an solch einem Tag sollten wir uns darüber hinaus daran erinnern, wachsam zu sein, wo heute das System über dem Menschen steht: in unserer eigenen Organisation hier im Franziskuswerk, in unseren Kirchen, in unserer persönlichen Haltung.“ Er machte darauf aufmerksam, dass auch in unserer Zeit menschenverachtende Systeme in Russland, Iran, Myanmar, Syrien, aber auch rechtsnationale Entwicklungen mitten in Europa und nicht zuletzt in unserem Land bestehen, die uns eine erstzunehmende Warnung sein sollten. „Es sind nicht nur die Despoten und Autokraten, die wir aus den Nachrichten kennen; es sind Millionen von Menschen, die diese Systeme erst möglich machten und heute stützen. Die Köpfe und die Masse – zusammen beschneiden sie die Freiheit von Menschen, nehmen sie Menschen ihre Würde, vernichten sie Menschen. Deshalb: Es geht uns an, jede:n einzelnen von uns.“Holl rief abschließend dazu auf, Haltung zu bewahren, das Ethos der Menschenwürde als „Gegengift“ gegen diese Entwicklungen zu nutzen und Verantwortung wahrzunehmen. Die Schönbrunner Bläser begleiteten die Feier. Vier Schautafeln erinnerten an die Schicksale Schönbrunner Opfer. Jedes Jahr im Januar gedenkt das Franziskuswerk Schönbrunn der Opfer des Nationalsozialismus. In der Zeit von 1940 bis 1943 wurden 546 Männer, Frauen, Kinder und Jugendliche, die damals in Schönbrunn wohnten, im Rahmen des Euthanasieprogramms von den Nationalsozialisten umgebracht.