← Zurück zur Übersicht News 22. Januar 2025 Franziskuswerk Schönbrunn gedenkt Opfer des Nationalsozialismus Gedenkfeier und Ausstellung im W5-Bürgerhaus Schönbrunn, 21. Januar 2025 –Anlässlich der national-sozialistischen Krankenmordaktion T4, die am 18. Januar 1940 mit der ersten Deportation von Menschen mit geistiger Behinderung begann, gedenkt das Franziskuswerk jedes Jahr im Januar der Schönbrunner Opfer. Diese jährliche Veranstaltung, die von den Schüler:innen der Franziskuswerk Akademie gestaltet wird, widmete sich in diesem Jahr dem Wandel der gesellschaftlichen Wahrnehmung von Menschen mit Behinderungen – damals und heute. Eine begleitende Fotoausstellung im W5-Bürgerhaus unterstreicht diesen Perspektivwechsel auf berührende Weise. In seiner Ansprache warnte Markus Holl, Geschäftsführer des Franziskuswerks, eindringlich vor der Gefahr einer Rückkehr menschenverachtender Ideologien, wie sie auch von rechtsextremen, demokratiefeindlichen Parteien vertreten werden: „Es steht immer die gleiche Haltung hinter dieser Politik: der Wert des Menschen richtet sich nicht an der individuellen Menschenwürde aus, sondern an dessen Nützlichkeit. Da ist es nicht mehr weit zu einer Aufteilung in nützliches und unnützes Leben. Dieses unheilvolle, menschenverachtende Gedankengut kennen wir in seiner schlimmsten Ausprägung. Genau deswegen sind wir heute hier und trauern über die Deportation und Tötung von 546 Kinder, Frauen und Männer aus unserem Dorf Schönbrunn“. Mut und Zuversicht als Kontrapunkt Ihm war es ein besonderes Anliegen, der Erinnerung an die Schönbrunner Opfer des T4-Programms angesichts der aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen einen Kontrapunkt der Zuversicht und des Mutes entgegenzusetzen. So wie in der Gedenkfeier den Opfern Gesicht und Namen gegeben wurden, soll auch die begleitende Ausstellung Zuversicht vermitteln – mit Bildern heute in Schönbrunn lebender Menschen. „,Trotzdem JA zum Leben sagen‘ – in beeindruckender Weise zeigen uns dies die Fotografien von Anja Kustermann, Fotografin und Heilpädagogin, anhand der Porträts von Schönbrunner Bewohner:innen.“ Ein Appell für Menschlichkeit und Haltung Markus Holl ermahnte, dass sich eine Gesellschaft durch die stetige Vergiftung mit menschenverachtenden Parolen und Handlungen betäuben lässt und Verbrechen an anderen Menschen zulässt. Er zitierte den bekannten österreichischen Psychotherapeuten Viktor Frankl: „Alles kann einem Menschen genommen werden, bis auf eines: die letzte menschliche Freiheit – die Möglichkeit, in jeder gegebenen Situation seine Haltung zu wählen.“Abschließend rief Holl dazu auf, wachsam gegenüber rechtsextremen, demokratiefeindlichen Tendenzen zu bleiben. „Wir müssen aufstehen, wenn es darauf ankommt – für die Menschenwürde und die unverhandelbaren Menschenrechte.“ Schüler:innen betonten die Bedeutung der HeilerziehungspflegeDie Auszubildenden der Heilerziehungspflege an der Franziskuswerk Akademie erinnerten mit ihren Beiträgen an Einzelschicksale der 546 Opfer und betonten die heutige Bedeutung ihres Berufsfelds. „Alle Menschen haben das Recht, als gleichberechtigte Bürger wahrgenommen und akzeptiert zu werden“, so eine Schülerin des Kurses Kurs 24V24, der die Texte gemeinsam erarbeitete. Sie hob hervor, dass Heilerziehungspflege für Selbstbestimmung und Teilhabe eintritt und damit einen wichtigen Beitrag zu einer inklusiven Gesellschaft leistet. Die Gedenkveranstaltung in Schönbrunn war nicht nur eine Erinnerung an die dunklen Kapitel der Vergangenheit, sondern auch ein Aufruf, mit Zuversicht und Mut für eine gerechte und menschliche Gesellschaft einzustehen. Ausstellungsöffnungszeiten im W5-Bürgerhaus: Montag, 20. Januar 2025: 13:00 bis 16:00 Uhr Dienstag, 21. Januar bis Freitag, 24. Januar und Montag, 27. Januar 2025: jeweils 8:00 bis 16:00 Uhr Sonntag, 26. Januar 2025: 12:30 bis 17:00 Uhr Samstag, 25. Januar 2025: geschlossen BU: Markus Holl erinnerte in seiner Ansprache beim Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus und rief zu Zuversicht und Mut auf.Foto: Frömer BU:Die Fotos sind bis zum 27.1.2025 im W5-Bürgerhaus zu sehen. Foto: Frömer