Franziskuswerk gedenkt Opfer des Nationalsozialismus

Gedenkfeier und Christian Springer zeigen heutige Verantwortung auf

Schönbrunn, 19. Januar 2024 – Anlässlich der ersten Deportation der national-sozialistischen Gasmordaktion T4 am 18. Januar 1940 gedenkt das Franziskuswerk jedes Jahr am 18. Januar der Schönbrunner Opfer des Nationalsozialismus. Diesmal  fand am Vormittag in der Kirche St. Josef in Schönbrunn ein Gedenkgottesdienst statt, am Abend hat das Franziskuswerk den Kabarettisten Christian Springer mit seinem Programm „nicht egal“ ins Ludwig-Thoma-Haus in Dachau eingeladen.

In seiner Ansprache richtete Markus Holl, Geschäftsführer des Franziskuswerks, den Blick auf die schweigende Mehrheit, die Mitläufer und deren Verantwortung. Denn auch heute wieder macht sich eine Partei stark mit populistischen Parolen, die die schwächsten Mitglieder der Gesellschaft ins Visier nehmen. Eine Partei, die unverhohlen eine rassistische und menschenverachtende Haltung zeigt und trotzdem in der Gesellschaft Zustimmung findet.

Er erinnerte daran, dass „die Saat für ein ‚Euthanasieprogramm‘ Jahrzehnte vor ihrer Realisierung ausgebracht wurde – bis das Undenkbare denkbar wurde und das Denkbare ins Handeln überging“ und fragte, „welche Saat wird heute ausgebracht und wir sehen es nicht? Weil wir es nicht es nicht sehen wollen. Weil wir meinen, es geht uns nichts an. Weil wir uns beruhigen, so schlimm wird es schon nicht werden. Wo ist der Übergang vom Schweigenden zum Mitläufer zum Täter?“

Holl sieht das Franziskuswerk als größtes Unternehmen im Landkreis, dessen Kernauftrag die Umsetzung von Menschenrechten und damit die Achtung von Menschenwürde ist, in der Verantwortung, vor der derzeitigen gesellschaftlichen Entwicklung nicht die Augen zu verschließen, sondern rechtsextremem Gedankengut entgegen zu treten.  Abschließend zitiert er Max Mannheimer, Überlebender des Holocaust und langjähriger Präsident der Lagergemeinschaft Dachau: “Ihr seid nicht verantwortlich für das, was geschah. Aber dass es nicht wieder geschieht, dafür schon!“

Auszubildende der Heilerziehungspflege haben sich mit der NS-Vergangenheit von Schönbrunn auseinandergesetzt und präsentierten die Ergebnisse am Gedenktag. Die Erinnerungskultur trägt im Rahmen der Ausbildung zur ethischen Festigung des Berufsbildes der Auszubildenden bei und ist gerade in Zeiten großer gesellschafts-politischer Herausforderungen von großer Bedeutung.

Auch Christian Springer setzte am Abend mit seinem an den Gedenktag angepassten Programm „nicht egal“ ein Zeichen gegen Rechtsradikalismus und für Meinungsfreiheit und Demokratie.

Christian Springer begeisterte im vollbesetzten  Ludwig-Thoma-Haus in Dachau mit
einem an den Gedenktag angepassten Programm. Foto: Frömer
Markus Holl erinnerte in seiner Ansprache beim Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus und wies auf die aktuelle Verantwortung der Gesellschaft hin. Foto: Frömer