Fachweiterbildungen Menschen mit intellektueller Entwicklungsstörung und herausforderndem Verhalten verstehen und begleiten 2024-2025 Menschen mit intellektueller Entwicklungsstörung und herausforderndem Verhalten verstehen und begleiten Fachweiterbildung mit Abschlusszertifikat „Herausforderndes Verhalten bei Menschen mit Intelligenzminderung“ scheint in zunehmendem Maß den pädagogischen Alltag in stationären und teilstationären Einrichtungen zu prägen. Im Umgang mit diesen Verhaltensweisen entstehen häufig besonders kritische Situationen, die sowohl auf Seiten der zu betreuenden Menschen mit Intelligenzminderung als auch der Betreuer/innen zu Ratlosigkeit, Hilflosigkeit und Überforderung führen. Das herausfordernde Verhalten ist als Hilferuf zu verstehen, der häufig in Form von folgenden Verhaltensweisen im pädagogischen Alltag spür- und erlebbar wird: Weglaufen, sich schlagen, kratzen, beißen, sich verstümmeln, Gegenständeverschlucken Soziales Desinteresse, nicht sprechen, räumlicher Rückzug, Selbststimulation,Störung des Tag-Nacht-Rhythmus Drohen, spucken, beißen, kratzen, schlagen etc. Kot schmieren, häufiges Erbrechen, schreien, stereotyper Umgang mitGegenständen Lautieren, rigides Beharren auf Routine, renitentes Verhalten, fremde Zimmerbetreten, Distanzlosigkeit, Tics Angst, Depression, Hyperaktivität, selbstverletzendes Verhalten, Halluzinationund Wahnvorstellungen etc. Sachbeschädigung, Pyromanie etc. Zwanghafter Umgang mit Gegenständen, Diebstahl, Dinge verstecken Die beschriebenen Verhaltensweisen als Hilferuf wahrzunehmen und zu verstehen, zeigt sich als eine enorme Herausforderung für Einrichtungen und deren Mitarbeiter/innen. Es gilt, die individuellen Ursachen – wie Entwicklungsfaktoren, psychische Erkrankungen, Veränderungen im psychosozialen Umfeld, genetisch bedingtes Syndrom, Schmerzen und chronische Erkrankungen – zusammen mit möglichen strukturellen, pädagogischen und persönlichen Faktoren – wie Haltung und Einstellung der pädagogischen Mitarbeiter/innen – als mögliche Quelle der Not der zu betreuenden Personen zu identifizieren. Daraus lassen sich die notwendigen Schlüsse (pädagogisch und strukturell) für eine stabilisierende und fördernde Begleitung der zu betreuenden Menschen mit Intelligenzminderung ziehen. Zielsetzung der Weiterbildung: Die Teilnehmer/innen erwerben für ihre Arbeit mit Menschen mit Intelligenzminderung und herausfordernden Verhalten ein breit gefächertes Fachwissen, praktische Übungserfahrungen und Reflexion der inneren Haltung, um ihre inhaltlich- und persönlich anspruchsvolle Arbeit im Sinne einer verstehenden und handelnden Pädagogik, prozess- und zielgerichtet ausüben zu können. Die ausführliche Ausschreibung im PDF Format zur Fachweiterbildung finden Sie HIER. Ein Video–Interview mit Stefan Koch (Lehrgangsleitung) über seinen Hintergrund und die Inhalte der Weiterbildung können Sie HIER ansehen. Baustein 1: Grundlagenseminar Im Grundlagenseminar werden folgende Themenschwerpunkte erarbeitet: Einordnung der Begriffe „Challenging Behaviour“, Aggression und Gewalt Bedeutung von „Haltung“Neurophysiologische Grundlagen bzgl. Aggression, Krise, Stress, Impuls-kontrolle, Arousal und WahrnehmungKommunikation und kommunikative Deeskalation Diagnostik und Verhaltensanalyse TerminMittwoch, 27. November 2024, 9:30 bis 17 Uhr und Donnerstag, 28. November 2024, 9 bis 17 Uhr OrtFranziskuswerk Schönbrunn, Theatersaal, Marienplatz 1, 85244 Schönbrunn DozentStefan Koch, Diplom-Psychologe, Therapeut, Erlebnispädagoge, Anti Gewalt und Coolness Trainer, Ausbilder KiBA-ConMa® und DEKIM® Baustein 2: Emotionale Entwicklungsstufen und Verhaltensauffälligkeiten bei Menschen mit geistiger Behinderung - Anwendung im pädagogischen Alltag (SEED) Seit gut 20 Jahren verdichten sich die Hinweise in der psychiatrisch-heilpädagogischen Arbeit und wissenschaftlichen Forschung, dass Verhaltensauffälligkeiten bei Menschen mit Intelligenzminderung weniger im Zusammenhang mit dem Grad der kognitiven Beeinträchtigung zu sehen sind als vielmehr mit der Stufe der emotionalen Reife, auf der sich die jeweilige Person in ihrer Entwicklung aktuell befindet. Dies deckt sich mit der alltäglichen Erfahrung, dass Menschen mit Lernschwierigkeiten Verbote oder Regeln zwar oft kennen, aber das Handeln in der Alltagssituation nur schwer an diesem Wissen ausrichten können. Vorschnell kommt es dann zu Fehlinterpretationen, dass es der Person „einfach am ernsthaften Willen mangle“ oder sie mit ihrem auffälligen Verhalten „nur die Aufmerksamkeit anderer erreichen wolle“. Dass die Person in diesem Moment aber nicht anders handeln kann, sich vielleicht sogar in einer existenziellen Not befindet und nicht in der Lage ist, ihr Tun moralisch einzuordnen, wird meist nicht erkannt und pädagogische Maßnahmen oder Konzepte greifen somit ins Leere. Aus der emotionalen Entwicklungsstufe, die ein Mensch erreicht hat, kann jedoch schlüssig abgeleitet werden, welche Nöte und Bedürfnisse dem auffälligen Verhalten einer Person zugrunde liegen und wie diese Erkenntnisse in der pädagogischen Begleitung Berücksichtigung finden können. Das Konzept der emotionalen Reife stellt eine unverzichtbare Brücke zwischen Symptomatik, Diagnostik, Milieugestaltung und konkreten Maßnahmen in der Alltagsbegleitung dar. Die Kenntnis davon vertieft das Verständnis für Verhalten allgemein und für Verhaltensauffälligkeiten im Besonderen. Im diesem Baustein wird das Model der emotionalen Entwicklung nach A. Dosen und dessen Stufen der emotionalen Entwicklung vorgestellt, die Einsatzmöglichkeiten der SEED (Skala der Emotionalen Entwicklung – Diagnostik) im pädagogischen Alltag erläutert und anhand einer Videoanalyse einer Krisensituation verdeutlicht. Termin Mittwoch, 15. Januar 2025, 9:30 bis 17 Uhr und Donnerstag, 16. Januar 2025, 9 bis 17 Uhr Ort Franziskuswerk Schönbrunn, Theatersaal, Marienplatz 1, 85244 Schönbrunn Dozent Stefan Koch Baustein 3: Medizinische und psychiatrische Grundlagen - Wahlseminar In diesem Baustein können Sie zwischen zwei Seminaren wählen: Psychiatrische Störungsbilder und genotypische Phänomene bestimmter Behinderungsformen bei erwachsenen Menschen mit Intelligenzminderung In diesem Bausteinwerden psychiatrische Störungsbilder und genotypische Phänomene bestimmter Behinderungsformen, die relevant für die Arbeit mit Menschen mit Intelligenzminderung sind erarbeitet. Es werden typische genetische Syndrome mit gehäuft auftretenden herausfordernden Verhaltensweisen besprochen. Darüber hinaus leiden Menschen mit Intelligenzminderung überzufällig häufig unter einer Vielzahl von psychischen Störungen, welche zusätzliche Symptome verursachen, und die Anpassungsvorgänge erschweren. Dozentin Maria Schmidt, Heilpädagogin B.A., Studium Klinische Heilpädagogik M.A. Ort Franziskuswerk Schönbrunn, Haus Johannes MZR, Raphaelweg 9, 85244 Schönbrunn oder Medizinische und psychiatrische Grundlagen für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen mit Intelligenzminderung In diesem Baustein werden die medizinischen und psychiatrischen Grundlagen für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen mit Intelligenzminderung erarbeitet. Das Spektrum reicht von schmerz- und entzündungsauslösenden Erkrankungen, über Störungen der Ausscheidungsvorgänge bis zu Stoffwechselstörungen und neurologischen Krankheiten, die ggf. einer spezifischen Therapie bedürfen. Es werden typische genetische Syndrome mit gehäuft auftretenden herausfordernden Verhaltensweisen besprochen. Zusätzlich sind bei Kindern und Jugendlichen mit Intelligenzminderung überdurchschnittlich häufig verschiedene psychische Störungen zu beobachten, die weitere Symptome verursachen und die Anpassungsprozesse erschweren. Dozent Dr.med. Martin Sobanski, Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychoanalytiker, Suchtmedizinische Grundversorgung; Tätigkeitsschwerpunkte: Autismus- Spektrum-Störungen, geistige Behinderung mit Problemverhalten und andere entwicklungspsychiatrische Störungen, Supervision Ort Franziskuswerk Schönbrunn, W5 Bürgerhaus, Werkstättenweg 5, 85244 Schönbrunn Termin für beide Wahlseminare Freitag, 28. März 2025, 9:30 bis 17 Uhr und Samstag, 29. März 2025, 9 bis 17 Uhr Baustein 4: Umgang mit Verweigerung, Rückzug, Provokation – Körperliche Deeskalationsstrategien, Krisenintervention, (Grund-)Haltung Dieser Baustein beschäftigt sich mit dem Thema „Umgang mit Verweigerung,Rückzug und Provokation und führt in den Bereich „Körperliche Deeskalation undKrisenintervention in der Arbeit mit Menschen mit Intelligenzminderung“ ein.Themenschwerpunkte: Begriffsklärung (Verweigerung, Rückzug, Provokation) Häufigste Ursachen und daraus resultierende pädagogischeHandlungsmöglichkeiten Spannungsfeld „Macht – Pädagogische Konsequenz“ Arbeit an und mit der eigenen Selbststeuerung Achtsamkeit als Konzept der Selbstregulierung Pädagogischer Umgang mit Regelverstößen und Provokation Krisenplan erarbeiten und im Alltag umsetzen (Aufarbeitung der Krisensituation für die zu betreuende Person) Professionelle Beziehungsgestaltung Training „Körperliche Deeskalationstechniken“ (Grund) Haltung in der pädagogischen Arbeit mit Menschen mit Intelligenzminderung und reflektierende Pädagogik Wiederholung und Vertiefung aus Baustein 1. und 2. TerminMontag, 12. Mai 2025, 9:30 bis 17 Uhr und Dienstag, 13. Mai 2025, 9 bis 17 Uhr OrtFranziskuswerk Schönbrunn, Theatersaal, Marienplatz 1, 85244 Schönbrunn DozentStefan Koch Baustein 5: Umgang mit Verweigerung, Rückzug, Provokation – Körperliche Deeskalationsstrategien, Krisenintervention (Vertiefung) und Methoden der kollegialen Beratung und Reflektion In Baustein 5 werden einige Inhalte aus Baustein 4 vertieft und mit praktischenÜbungen untermauert. Das Thema „Reflektierende Pädagogik“ wird nochmalsaufgegriffen und Methoden der Kollegialen Beratung und Selbstreflektionmiteinander in Kleingruppen geübt.Themenschwerpunkte: Krisenprävention, -intervention, -management Körperliche Deeskalationstechniken“ Theorie und praktische Übungen zum Thema Kollegiale Beratung undReflektierende Pädagogik TerminMontag, 30. Juni 2025, 9:30 bis 17 Uhr und Dienstag, 1. Juli 2025, 9 bis 17 Uhr OrtFranziskuswerk Schönbrunn, Theatersaal, Marienplatz 1, 85244 Schönbrunn DozentStefan Koch Baustein 6: Aufarbeitung der Krisensituation (Selbstfürsorge, Selbstreflektion, etc.), Abschluss der Weiterbildung Im Baustein 6 (3 Tage) gibt es zeitlich Raum, noch offene Themen dervorangegangenen Bausteine nachzuholen oder vertiefend zu betrachten. DasHauptthema der ersten beiden Tage des Abschlussblocks bildet dieAuseinandersetzung mit dem Thema „Aufarbeitung der Krisensituation“.Folgende Schwerpunkte werden in den ersten beiden Tagen beleuchtet und vertieft: Bedeutung und Training von „Resilienz“ Aufarbeitung der Krisensituation:– Selbstfürsorge– Selbstreflektion– Supervision und Selbsterfahrung– Kollegiale Erstversorgung Wiederholendes Vertiefen der körperlichen Deeskalationstechniken Rechtliche Würdigung „Notwehr/Nothilfe“ Krisenprävention, -intervention, -management Am Abschlusstag erfolgt die Präsentation der Projetarbeiten der Teilnehmer:innen.Hierzu werden die Führungskräfte der Teilnehmer/innen eingeladen. DiePräsentation der Projektarbeiten sind als Einladung für das Plenum zu verstehen dieErgebnisse auf den eigenen Arbeitsbereich zu übertragen und im Plenum zudiskutieren. Des Weiteren werden im Plenum Voraussetzungen und möglicheUnterstützungen diskutiert, wie das erworbene Fachwissen der Teilnehmer*innennachhaltig in den Arbeitsalltag integriert und ein Bezug zu deneinrichtungsbezogenen Schutzkonzepten hergestellt werden kann.Die Weiterbildung endet mit einer feierlichen Übergabe der Abschlusszertifikatean die Teilnehmer/innen. TerminMontag, 22. September 2025, 9:30 bis 17 Uhr und Dienstag, 23. September 2025, 9 bis 17 Uhr und Mittwoch, 24. September 2025, 9 bis 17 Uhr OrtFranziskuswerk Schönbrunn Theatersaal, Marienplatz, 85244 Schönbrunn DozentStefan Koch Allgemeine Informationen Diese Weiterbildung ist nur als Gesamtmodul (Baustein 1 bis 6) buchbar. Sofern schon eine SEED-Fortbildung (bei S. Koch oder Dr. Chr. Schanze)besucht wurde, kann diese angerechnet und muss natürlich nicht nochmals besucht werden. Bitte der Anmeldung einen entsprechenden Nachweis beilegen. Leistungsnachweis / ProjektarbeitBis zum Baustein 6 ist eine Projektarbeit im Sinne eines Leistungsnachweis zu erbringen. Die Teilnehmer/innen können entweder Interviews in ihrer Einrichtung zu einem bereits bestehenden oder notwendigen, aber noch nicht umgesetzten Deeskalationskonzept führen und verschriftlichen oder eine Fallbeschreibung einer Person, die herausfordernde Verhaltensweisen zeigt, anfertigen. Der Umfang beträgt jeweils ca. 10 Seiten und wird mit 8-10 Stunden Arbeitveranschlagt. Genauere Informationen erhalten die Teilnehmer/innen beim ersten Baustein derWeiterbildung. Kosten Kursgebühr: € 2.400,- gesamt für Teilnehmer/in und Führungskraft zuzüglich Tagesverpflegung € 38,- / Tag wurde schon eine SEED-Fortbildung besucht, reduziert sich die Kursgebühr um € 250,- (bitte der Anmeldung Nachweis beilegen) ZielgruppeMitarbeiter/innen aus allen Bereichen der Behindertenhilfe, die mit Menschen jeden Alters mit Intelligenzminderung und herausforderndem Verhalten arbeiten, sowie deren verantwortliche Führungskräfte (für den Tag des Abschlussseminars). Teilnehmerzahl Maximal 20 Teilnehmer/innen können an der Weiterbildung teilnehmen. Die verantwortliche Führungskraft nimmt am letzten Tag des 6. Bausteins an der Weiterbildung teil. AnmeldungBitte melden Sie sich bis zum 18. Oktober 2024 an. Das Anmeldeformular finden Sie hier. Kursnummer 9301024 Bei inhaltlichen und organisatorischen Fragen wenden Sie sich bitte anSusanne HaugBildung & QualifizierungTel.: 08139/800-6201fortbildung@schoenbrunn.de