Felix H. – Heilerziehungspfleger in der Gruppe Lucia im Kinder- und Jugendbereich

Warum haben Sie Ihren Beruf als Zimmerer aufgegeben und wie sind Sie ins Franziskuswerk gekommen?

An und für sich hat mir das Arbeiten mit Holz und mit den Händen schon Spaß gemacht, aber es war natürlich extrem anstrengend und irgendwann körperlich auch sehr belastend. Ich war auch nicht glücklich. Schon immer wollte ich mit Menschen arbeiten, konnte mir das aber nie so wirklich zugestehen und habe mich auch nicht getraut, das vor anderen Leuten zu sagen. Letztendlich hatte ich einen Arbeitsunfall auf dem Dach. Das hat mir den Anlass gegeben, darüber nachzudenken, ob ich das wirklich mein Leben lang machen möchte.

Meine Mutter hatte damals im Franziskuswerk als Heilerziehungspflegerin gearbeitet und gesagt: “Schau es dir halt mal an.” Ich dachte: “Warum denn nicht? In jedem Fall ist es eine Chance.” Zuerst war ich in einer Wohngruppe für Kinder und Jugendliche mit Autismus-Spektrum-Störung. ASS hat mich in dem Moment so fasziniert und nicht mehr losgelassen. Das war absolut meins und es fühlte sich voll cool an, mit beeinträchtigten Kindern zu arbeiten. Hier wollte ich bleiben. Sofort habe ich für die Ausbildung zugesagt und mich an der Schule eingeschrieben. Das war bis jetzt die beste Entscheidung, die ich in meinem Leben treffen konnte.

Gingen Ihnen anfangs Gedanken durch den Kopf, warum ein Berufswechsel auch schwierig sein könnte?

Am Anfang dachte ich mir, dass es mit dem Geld vielleicht knapp werden könnte. Ich wusste ja damals noch nicht so wirklich, was man in der Heilerziehungspflege verdient. Ich fragte mich auch, ob ich mit der Schichtarbeit zurechtkomme und auf lange Sicht insgesamt mit diesem Beruf. Diese Gedanken sind dann aber sehr schnell verflogen. Ich habe schnell gemerkt, dass man hier ganz gut verdient – auch als Hilfskraft. In Vollzeit konnte ich sehr gut davon leben. Damit war das Thema für mich klar. Schließlich tut man hier etwas Gutes und Schönes. Eigentlich lebt man hier in einer großen Familie. Die Leute hier sind alle sehr herzlich und haben mich gut aufgenommen und eingearbeitet. Es gab dann sehr schnell so einen Moment, in dem ich mir dachte: “Jetzt bin ich angekommen.”

Wir war Ihre Entwicklung im Franziskuswerk?

Angefangen habe ich als ungelernte Hilfskraft – bis ich dann mein Grundpraktikum absolviert habe. Normal macht man das in zwei Jahren. Weil ich schon eine Ausbildung hatte, konnte ich es um ein Jahr verkürzen. Dann habe ich meine Ausbildung zum Heilerziehungspflegehelfer gemacht. Ich war dann tatsächlich so gut, dass ich überspringen durfte und direkt in den Mittelkurs eingestiegen bin. Ich habe dann noch zwei Jahre lang meinen Heilerziehungspfleger gemacht und war dann mit der Schule fertig.

Wie ging es Ihnen damit, nach Ihrer Berufstätigkeit als Zimmerer wieder in die Schule reinzufinden?

Das war wirklich schwer – mich zu disziplinieren, mich wieder hinzusetzen, mir meine Zeit einzuteilen. Und ich war noch nie der Beste in der Schule. Im Franziskuswerk war das aber anders. Zum einen war ich älter und bedachter. Ich hatte Bock drauf und mich aus eigenem Willen heraus dafür entschieden. Ich wollte ja etwas lernen und das hat mir Ansporn gegeben. Ich habe den Heilerziehungspflegehelfer dann wirklich mit einer sehr guten Note gemacht. Da dachte ich mir: “Krass, das kannst du erreichen – wirklich stark.” Ich hätte anfangs nie gedacht, dass ich das schaffe. Ich war wirklich stolz auf mich und habe dann gleich durchgezogen und den Heilerziehungspfleger noch gemacht.

Wo haben Sie auf Ihrem Weg Unterstützung erfahren?

Unterstützt haben mich meine Gruppen und meine Mentoren, die ich über die Zeit hatte. Die haben mir immer wieder gesagt, dass ich meine Arbeit einfach gut mache. Sie haben den Dienstplan auch so ausgerichtet, dass ich Zeit für die Schule hatte und noch einigermaßen gut im Leben stehen konnte. Auf meinem Weg hatte ich insgesamt drei Mentoren und die letzte Mentorin ist jetzt meine Frau.

Was entspricht Ihnen in dieser Arbeit?

Was mich an meiner Arbeit besonders reizt, ist das pädagogische Arbeiten und dass ich bei den Kids in meiner Gruppe unmittelbar sehen kann, was passiert. Was schön ist, dass ich immer wieder etwas in Form von guten Worten zurückbekomme. Ich finde es auch mega stark, dass mein Beruf so vielfältig ist. Hier ist jeder Tag anders. Ich kann morgens neu überlegen, was ich heute machen könnte. Ich habe hier viel mehr Raum für mich selbst. In meiner ganzen Art kann ich einfach so sein wie ich bin.