Gabi O. – Quereinstieg zur Ausbildung als Heilerziehungspflegerin

Sie sind der lebendige Beweis dafür, dass es nie zu spät ist, seinen Lebenstraum zu verwirklichen. Erzählen Sie davon, wie Sie Ihre Erfüllung im Franziskuswerk gefunden haben.

Mit 53 Jahren mache ich gerade meine Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin und habe damit einen der schönsten Berufe, den man sich nur vorstellen kann. Mein Lebenstraum Heilerziehungspflege schlummert schon sehr lang in mir – bestimmt 20 Jahre. Vorerst habe ich ich aber in meinem alten Beruf im Reisebüro weiter gemacht, weil es zu der Zeit noch keine Förderung von der Arbeitsagentur gab und ein Berufswechsel damit finanziell für mich nicht möglich war.

Aufgrund der Auftragslage während der Corona-Pandemie war ich arbeitslos und bin eines Tages am Franziskuswerk vorbeigefahren. Ich erinnerte mich daran, dass ich mich hier vor 15 Jahren schon mal beworben hatte. Also war mir an diesem Tag sofort klar: “Jetzt oder nie”. Dann ging es recht schnell. Zunächst bin ich als Hilfskraft eingestiegen. Ich habe dann zum ersten mal meine Wohngruppe mit mehrfach schwerstbehinderten Menschen im Alter zwischen 20 und 60 Jahren kennengelernt.

Erinnern Sie sich an Ihren ersten Tag in der Wohngruppe?

Es war so um die Mittagszeit, das weiß ich noch gut. Ich bin reingekommen und das war gleich so ein Wohlfühlmoment. Ich kann hier einfach sein, wie ich bin. Es war ein Gefühl – das kann man kaum beschreiben. Ich spürte und wusste es und hatte einfach nur ein “Ja”. Das ging tiefer, als man es mit Worten zum Ausdruck bringen kann. Diese Dankbarkeit, die einem entgegengebracht wird, wenn man den Menschen etwas Nettes sagt und sich mit ihnen auf Augenhöhe begibt, kann man nicht mit Geld aufwiegen. Ich hatte null Berührungsängste, egal ob dieser Mensch jetzt blind oder Spastiker war. Es waren für mich einfach ganz besondere Menschen, die mir sofort etwas zurückgaben. Ich weiß, dass ich am Ende des Tages Gutes bewirken konnte und gehe mit einem guten Gefühl nach Hause. Ich freue mich über jeden Tag.

Was hat sich für Sie im neuen Beruf verändert?

Auch wenn es in der Touristik für mich gute Zeiten gab, gibt es heute für mich nichts Schöneres mehr. Gerade zum Schluss wurden die Kunden immer anstrengender und hochnäsiger und man hat sich so minderwertig gefühlt. Heute erfahre ich ein Miteinander. Bezahlen tut mich heute im Grunde der Mensch, den ich betreue. Und das ist ganz anders. Ich muss nichts verkaufen.

Im Reisebüro habe ich schon immer geholfen, aber jetzt kann ich Menschen mehr Sonne ins Leben bringen. Und auch Humor und Spaß bei der Arbeit gehören für mich einfach dazu. Ich lache manchmal ohne dass es irgendeinen Grund gibt und das steckt einfach an. Lachen macht einfach frei.

Jetzt dürfen Sie Ihren Traum noch einen großen Schritt näherkommen. Erzählen Sie uns davon.

Als ich am Montag das letzte mal in meiner Wohngruppe war, habe ich ein bisschen Wehmut gehabt. Ich habe die Menschen in mein Herz geschlossen. Aber ich weiß, wie es jetzt für mich weitergeht. Ich bin bereits Heilerziehungspflegehelferin. Für mich war recht schnell klar, dass ich die Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin machen möchte. In Zukunft darf ich in der Tagesstätte mit Kindern arbeiten. Darauf freue ich mich wirklich sehr. Es sind sehr kleine Kinder im Alter von drei Jahren. Sie waren noch nie in einem Kindergarten und sind genau wie ich Anfänger. Für mich ist es eine Ehre und ein Zeichen, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Ich möchte fachlich dazulernen. Meine Dozentin, der ich sehr viel zu verdanken habe, macht mir Mut, meine Potenzial zu erweitern.

Worauf freuen Sie sich besonders in der Tagesstätte mit Kindern?

Besonders freue ich mich auf das pädagogische Arbeiten mit den Kindern. Die Fächer, die ich in der Schule habe – Heilpädagogik und Psychologie – kann ich hier viel mehr ausleben. Ich darf Menschen fördern und das voranbringen, was in ihnen sprüht. Ich habe wirklich viel Zeit für diese Kinder und kann hier viel bewirken. Ich freue mich auch auf das kreative Arbeiten, also auf die Bastelarbeit, was vorher so nicht möglich war.

Was schätzen Sie an der Ausbildung im Franziskuswerk?

Die Ausbildungskoordination im Franziskuswerk kümmert sich wirklich um mich. Ich werde in meinen Stärken gefördert. Es gibt Schulungen und Seminare. Alle vier Wochen haben wir ein Anleitertreffen, bei dem wir auch alle Sorgen und Nöte miteinander besprechen können. Auch seitens der Geschäftsführung habe ich das Gefühl, dass ein Schüler, Auszubildender oder eine Hilfskraft sehr hoch gestellt gestellt ist und Weiterbildung sehr gefördert wird. Für mich ist das Franziskuswerk der beste Arbeitgeber, den ich je hatte. Ich komme aus der freien Wirtschaft – das ist natürlich ganz anders. Oft hört man von der Pflege, dass man so wenig verdient und die Sozialleistungen so bescheiden sind. Da widerspreche ich einfach. Wir verdienen im Franziskuswerk wirklich gut. Klar geht immer etwas mehr, aber ich bin absolut zufrieden. Ich bekomme Regenerationsurlaub – so viel hatte ich noch nie. Wenn man möchte, bekommt man eine top Verpflegung. Die Küche hier ist hervorragend.